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23. September 2020
Redaktion

Unnötige Operationen vermeiden: TK plädiert für Reform der Krankenhausfinanzierung

Die Techniker Krankenkasse (TK) setzt sich für eine Reform der Krankenhausfinanzierung ein. Ziel ist, unnötige Operationen vermeiden, die ambulante und sektorenübergreifende Versorgung zu stärken und eine gleichmäßigere Verteilung der Kliniken auf Stadt und Land zu schaffen.



Foto: Vadi Fuoco/Adobe Stock

Für eine Reform zur Krankenhausfinanzierung hat die TK den Hamburger Gesundheitsökonom Prof. Dr. Jonas Schreyögg, der auch Mitglied im Sachverständigenrat für das Gesundheitswesen ist, mit einem Gutachten beauftragt. Die TK will mit dem Gutachten, das verschiedene Reformoptionen untersucht, eine notwendige Diskussion über ein zukunftsfähiges Vergütungssystem anstoßen. 

Ein Blick in die Statistik zeige, so die TK, dass es im internationalen Vergleich in Deutschland sehr viele Operationen gibt. Bei den Rückenoperationen zeige das TK-Zweitmeinungsangebot aber beispielsweise, dass 79 Prozent der Rücken-Operationen nicht notwendig seien. Die Ursachen dafür seien vielschichtig, hätten aber immer etwas mit der Art der Krankenhausfinanzierung zu tun.

Fallpauschalen weltweit zentrales Finanzierungselement
Krankenhäuser erhalten aktuell Fallpauschalen, mit denen “gleiche Leistung zum gleichen Preis” vergütet wird. Ziel bei der Einführung der Fallpauschalen sei es gewesen, Transparenz, Effizienz und Wirtschaftlichkeit der stationären Leistungserbringung zu verbessern, erklärt die TK. Durch die einheitlichen Preise würden aber spezifische Vorhaltekosten oder strukturbedingte Aufwände einer Klinik nur unzureichend finanziert. Dadurch hätten sie einen finanziellen Anreiz, viele vergütungsintensive Operationen durchzuführen – selbst wenn der Eingriff nicht zwingend erforderlich sei.

“Der Effekt wird noch verstärkt durch die Politik der Bundesländer. Sie kommen ihrer Verpflichtung zur Finanzierung der Investitionskosten schon seit Jahren nur unzureichend nach. Laut der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) besteht ein Investitionskostenstau von 30 Milliarden Euro aus den vergangenen zehn Jahren. Das verstärkt den Anreiz zur Mengenausweitung, also zu immer mehr Eingriffen. Denn nur durch überdurchschnittlich viele Behandlungen kann die Klinik ein Plus erwirtschaften. Und nur mit diesem Gewinn kann sie die Investitionen für neue Anstriche, neue Fenster und neue Großgeräte bezahlen, für die eigentlich die Länder zuständig sind”, so Thomas Ballast, stellvertretender TK-Vorstand. Er betont: “Medizinisch sinnvolle Eingriffe sollen sich auf jeden Fall lohnen, aber wir wollen keine Operationen aus wirtschaftlichen Interessen der Krankenhäuser, auf die man aus medizinischer Sicht gut verzichten kann”, 

Qualität der Leistungserbringung honorieren
Um den Kreislauf von immer mehr Operationen und Behandlungen zu durchbrechen, müssen nach Ansicht der TK die bestehende Mengenanreize abgebaut und die Qualität der Leistungserbringung als weiterer Baustein im Vergütungssystem abgebildet werden. Dazu gehöre eine Analyse, welche Kliniken mit welchem Behandlungsangebot benötigt wird. Diese Kliniken bräuchten für ihre auch Vorhaltekosten genannten Fixkosten ein festes Budget, auf das sie sich sicher verlassen können.

Zum Statement von Thomas Ballast (PDF)

Zum Gutachten von Gesundheitsökonom Prof. Dr. Jonas Schreyögg (PDF)

Foto: Andrey Popov/Adobe Stock
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