23. November 2020

Passformkonzept: Die Bewegung verändert die Fußmaße

Wolfgang Best

Scanner können heute den Fuß dreidimensional und millimetergenau vermessen – wenn er sich nicht bewegt. Doch wie verändern sich die Fußmaße, wenn der Fuß in der Dynamik belastet wird? Und haben diese Maß- oder Volumenänderungen Konsequenzen für die Leisten- oder Schuhkonstruktion? Diese Fragen wurden im Bereich Sicherheitsschuhe an einer großen Zahl Probanden untersucht – mit Konsequenzen für das Passformkonzept eines Herstellers. 

2005 hatte der Sicherheitsschuhhersteller Elten die Füße seiner Kunden statisch vermessen lassen und daraus drei unterschiedliche Fußtypen definiert, für die mit der Linie Ergo Active Schuhe entwickelt wurden. Nun wurden wieder die Füße der Kunden vermessen, dieses Mal allerdings in der Dynamik der Schrittabwicklung. Das Ergebnis: Das Konzept der Fußtypen stimmt noch, aber an den Leisten musste kleiner Anpassungen vorgenommen werden. Sicherheitsschuhe spielen eine wichtige Rolle bei der Prävention von Verletzungen am Arbeitsplatz. Aber sie werden auch mit arbeitsbedingten Schmerzen und Verletzungen im unteren Rückenbereich, im Knöchel, im Vorfuß und an den Mittelfußköpfen in Verbindung gebracht. Diese Schmerzen scheinen zudem mit Konzentrationsschwächen, sprich erhöhter Unfallgefahr und der Produktivität in Zusammenhang zu stehen. Sicherheitsschuhe sollten deshalb nicht nur vor konkreten Verletzungen schützen, sondern durch ihre Konstruktion und Passform Schutz und Komfort verbinden. Die Vermeidung von negativen Auswirkungen auf die Füße und die Körperhaltung ist umso wichtiger, als Sicherheitsschuhe während des ganzen Arbeitstages getragen werden. Im Gegensatz zu normalen Konfektionsschuhen oder Sport- und Freizeitschuhen, bei denen weiches Material manch kleineres Passformdefizit ausgleichen kann, können Sicherheitsschuhhersteller keine Abstriche bei den sicherheitsrelevanten Teilen wie der Sohle, der Zehenschutzkappe oder dem Obermaterial machen. Diese Sicherheitsaspekte verändern die Schuheigenschaften in Bezug auf die Schuhmasse und Sohlenflexibilität, die direkt den Komfort und den Gang beeinträchtigen können. So kommt der Entwicklung eines passform- und fußgerechten Leistens besondere Bedeutung zu, insbesondere bei körperlich anstrengenden Arbeiten mit hoher Belastung der Füße. Schon 2005 hatte der Sicherheitsschuhhersteller Elten aus Uedem zusammen mit der Universität Tübingen die Füße seiner Kunden mit statischen Scans vermessen lassen. In einer Feldstudie wurden Fußdaten von 1.000 Industriearbeitern aufgenommen. Auf der Basis dieser Daten wurde die Schuhserie Ergo-Active entwickelt, die ein neues Passformkonzept einführte. Dabei wurden drei unterschiedliche Fußtypen definiert:

  1. Kräftige Füße – charakterisiert durch kurze Zehenlänge, breite Ballen- und Fersenweite und steilen Ballenwinkel
  2. Durchschnittlich breite Füße – mit langen Zehen, mittlerer Ballen- und Fersenweite und flachem Ballenwinkel
  3. Schmale Füße – mit mittlerer Zehenlänge, schmaler Ballen- und Fersenweite und mittlerem Ballenwinkel.


Gemeinsam mit der TU Chemnitz wurde zudem ein neues, kamerabasiertes und dazu noch mobiles Messsystem entwickelt. Durch eine Analyse wurden sechs wesentliche Fußmaße ermittelt, welche die Fußform ausreichend genau erfassen. Diese werden vom Scanner vor Ort beim Kunden sekundenschnell erfasst und mit den Schuhmaßen für die Zuordnung von Fuß und Schuh abgeglichen. 

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