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22. Oktober 2019
Redaktion

Akademische Ausbildung bildet Vielfalt der technischen Orthopädie ab

Mikroprozessorgesteuerte Komponenten, digitalisierte Fertigungsverfahren oder elektronisch-biomechanische Messtechnik – die Hilfsmittelversorgung wird immer komplexer. Neben den klassischen handwerklichen Kompetenzen benötigen insbesondere die Fach- und Führungskräfte von Unter­nehmen der Orthopädie- und Rehatechnik sowie der Orthopädie-Schuhtechnik zusätzlich ingenieurwissenschaftliche, naturwissen­schaftliche und medizinische Kenntnisse, um mit den technologi­schen Entwicklungen Schritt zu halten oder sie voranzutreiben.


Seit dem Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) vom März 2009 steht auch beruflich qualifizierten Bewerbern ohne Abitur, Fach­hochschulreife oder fachgebundene Hochschulreife der Weg in ein Studium offen, um zusätzlich zu ihren handwerklichen auch wis­senschaftliche Kompetenzen zu erwerben. Voraussetzung für eine Studienplatzbewerbung ist eine erfolgreich abgeschlossene Berufs­ausbildung sowie eine mindestens dreijährige Berufspraxis oder ein Meisterbrief plus gegebenenfalls ein Eignungstest an der jeweiligen Hochschule. Außerdem muss der gewünschte Studiengang fachlich zur Ausbildung und zur Berufspraxis passen. Jede Hochschule prüft und entscheidet eigenständig, ob die Bewerber die entsprechen­den Voraussetzungen erfüllen und zum gewünschten Studiengang zugelassen werden. Letzteres gilt auch für Bewerber, die direkt nach der Schule ein Studium anschließen möchten.
Zehn Bachelor- und Master-Studiengänge an fünf (Fach-)Hoch­schulen – für Orthopädie-Techniker und Orthopädie-Schuhmacher gibt es inzwischen eine ganze Reihe von Möglichkeiten, eine akade­mische an die handwerkliche Ausbildung anzuschließen oder beide parallel durchzuführen. Dabei vertieft oder ergänzt jeder Studien­gang einen anderen Aspekt der handwerklich so vielschichtigen Gewerke der Orthopädie-Technik und Orthopädie-Schuhtechnik: Vier Studiengänge – „Orthobionik“ (Bachelor), „Medizinische Or­thobionik“ (Master) und „Biomedizinische Technik“ (Bachelor und Master) – legen Wert auf die Verbindung von technischen und me­dizinischen Themen. Die beiden Master-Studiengänge „Biomecha­nik-Motorik-Bewegungsanalyse“ und „Sports-/Reha-Engineering“ kombinieren Sportwissenschaft mit medizinischen und technischen Fragen, während die Studiengänge „Orthopädie- und Rehabilita­tionstechnik“ sowie „Technische Orthopädie“ sich stärker an den Ingenieurwissenschaften orientieren und diese mit der Kompetenz­bandbreite der handwerklichen Ausbildung zum Orthopädie-Tech­niker verknüpfen. Zudem ist derzeit ein erster Studiengang „Or­thopädie-Schuhtechnik“ in Planung. Je nach Fachbereich, an den die Studiengänge angeschlossen sind, können Absolventen die Ab­schlüsse „Bachelor“ bzw. „Master of Science“ und „Bachelor“ bzw. „Master of Engineering“ erwerben.

Praxisnah und Patientenorientiert: „Bachelor und Master of Orthopädie- und Rehabilitationstechnik“

Seit dem Wintersemester 2015/2016 bietet die Fachhochschule Dortmund im Fachbereich Informationstechnik in Kooperation mit der Bundesfachschule für Orthopädie-Technik (BUFA), der Hand­werkskammer Dortmund und der Orthopädischen Klinik des Kli­nikums Dortmund die Bachelor- und Masterstudiengänge „Ortho­pädie- und Rehabilitationstechnik“ an. Beide Vollzeit-Studiengänge stehen für eine enge Verzahnung von Praxis und Theorie – zwischen ingenieurwissenschaftlichem Studium an der BUFA und praktischen Studieninhalten in der orthopädietechnischen Werkstatt sowie Ex­kursionen in die Klinik. Blockvorlesungen und praxisintegrierte Pha­sen wechseln sich ab. Diese enge Verbindung von Handwerk und Wissenschaft ermöglicht es zudem Orthopädietechnik-Meistern, ein Ergänzungsstudium (Bachelor) an der Fachhochschule abzule­gen, da Teile ihrer Meisterausbildung bereits als Inhalte des Bache­lorstudiums anerkannt werden können. Gleichzeitig können Bache­lorabsolventen die Anerkennung einzelner Studienmodule für die Meisterprüfung beantragen.
Wer drei Jahre Berufserfahrung im Orthopädietechniker-Hand­werk als Orthopädietechnik-Mechaniker, Orthopädie-Schuhtechni­ker, Orthopädieschuhtechnik-Meister oder Orthopädiemechaniker- und Bandagistenmeister aufweist und ein bestehendes Arbeits- oder Praktikumsverhältnis mit einem Orthopädietechnik-Unternehmen nachweist, erfüllt die Studienvoraussetzungen für den Bachelorstudi­engang. Das sechs Semester umfassende Studium baut auf den Inhal­ten der dreijährigen Lehre im Orthopädietechniker-Handwerk auf. Es verbindet die Inhalte des Meisterberufsbildes in den allgemeintheo-retischen Fächern zu betriebswirtschaftlichen, rechtlichen, kaufmän­nischen und arbeitspädagogischen Themen und der Fachtheorie des Orthopädietechniker-Handwerks mit den naturwissenschaftlichen und ingenieurwissenschaftlichen Inhalten des Bachelor-Studiengan­ges. Entsprechend breit gefächert ist der Modulplan in den sechs Semestern: Die Bandbreite reicht von Arbeitspädagogik über Biome­chanik, Grundlagen der Betriebswirtschaft, der Natur- und Ingenieur­wissenschaft sowie eine Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten bis hin zu Mess- oder Rehatechnik, Orthetik, Prothetik oder Rechnungs­wesen, um nur einige der 23 Modulthemen zu nennen. Besteht das Ziel, auch die Meisterprüfung abzulegen, können entsprechende Ver­tiefungsmodule zusätzlich belegt werden. Umgekehrt können sich Meister im Bachelor-Ergänzungsstudium auf Antrag bis zu 50 Prozent der in der Meisterprüfung erbrachten Prüfungsleistungen für das Stu­dium anrechnen lassen. Je nach der Anzahl der angerechneten Prü­fungsleistungen ergibt sich somit ein individueller Studienplan.

Foto: Andrey Popov/Adobe Stock
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