02. November 2011
Burnout verdrängt Arbeitsunfall
Für die Untersuchung hatte Dekra bundesweit mehr als 600 Unternehmen befragt. Das Fazit lautet: Auch wenn es einen historischen Tiefstand bei den Arbeitsunfällen gebe, der „Produktionsfaktor Mensch“ werde tendenziell vernachlässigt und der immer komplexeren Arbeitswelt zu wenig Rechnung getragen.
„Die positive Entwicklung bei den Unfallzahlen ändert nichts an der Tatsache, dass die Anzahl der Unfälle und Krankheiten immer noch viel zu hoch ist“, sagte Dekra-Vorstandsmitglied Mark Thomä. „Die immer noch häufig als Kostenfaktor wahrgenommene Risikoprävention muss zunehmend als lohnende Investition für das Unternehmen betrachtet werden.“ Das Management erkenne häufig nicht, welche Produktivitätsreserven sich mit einer gesunden und motivierten Belegschaft verwirklichen ließen, ergab die Befragung. Mit 84 Prozent würden die meisten Betriebe im Arbeitsschutz nur aktiv, weil sie gesetzliche Vorschriften befolgten, nur 31 Prozent sähen darin einen wirtschaftlichen Nutzen.
„Der technische Arbeitsschutz ist rechtlich klar geregelt, gegen ungesunden Stress gibt es aber keine vergleichbaren Gesetze”, erläutert Sebastian Bartels, DEKRA Konzernbeauftragter Arbeits- und Gesundheitsschutz. „Hier sind die Unternehmen in der Pflicht, ihre Aufgabe selbst wahrzunehmen und ein System zu installieren, das beispielsweise Fällen von Burnout vorbeugt.“ In einem so genannten betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) werden alle technischen, organisatorischen und personenbezogenen Maßnahmen zum Gesundheitsschutz systematisch gebündelt, als Regel festgeschrieben und deren Einhaltung überwacht.
Vor dem Hintergrund alternder Belegschaften, des Fachkräftemangels und einer komplexeren Arbeitswelt stehe der Arbeits- und Gesundheitsschutz vor neuen Aufgaben, betonen die Experten. In Zukunft würden nachhaltig angelegte, ganzheitliche Konzepte benötigt, die die Bedeutung des „Produktionsfaktors Mensch“ angemessener berücksichtigten.