24. August 2016

ZDH kritisiert Tagesthemen-Beitrag zum Nachwuchsmangel im Handwerk

ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke (Foto: Stegner/ZDH)

Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) hat den Beitrag „Ausbildungsstätten leiden unter Nachwuchsmangel“ aus den Tagesthemen vom 1. August 2016 kritisiert. Der Bericht habe bei den Handwerksbetrieben und den Handwerksorganisationen Unverständnis und Verärgerung ausgelöst.

Der Tagesthemen-Bericht schilderte pointiert die Bemühungen des Handwerks, Auszubildende zu finden. Am Anfang sei dies noch sachgerecht geschehen, so ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke  in einem Brief an Chefredakteur Dr. Kai Gniffke, etwa mit Hinweisen auf die demografische Entwicklung und den Trend zu Abitur und Studium.

Holger Schwannecke kritisierte jedoch die Aussage des Beitrags, „unser vielgelobtes Ausbildungssystem in Schule und Betrieb“ habe „ausgedient“. Ebenso die Behauptung, die Berufliche Ausbildung „wurschtele im Alleingang“ vor sich hin, während die Hochschulen längst europäisch aufgestellt seien. Hier wurde das Beispiel eines jungen Franzosen genannt, der mit seinem Gesellenabschluss im Saarland nichts anfangen konnte.

Diese Aussagen seien  schlichtweg falsch, legte Schwannecke dar. Der Kommentator habe wohl die vielen bilateralen Anerkennungen im beruflichen Bildungsbereich zwischen den EU-Ländern vergessen, die es seit 1977 gegeben habe. Mittlerweile herrsche ein reger Gesellenaustausch im Handwerk.

Schwannecke machte deutlich: „Wir wollen unser erfolgreiches duales Ausbildungssystem behalten, das in Deutschland zur niedrigsten Jugendarbeitslosigkeit in Europa beiträgt und unsere Betriebe bestandsfest, innovativ und kundennah macht“. Viele Länder, so Schwannecke, schauten bei Ausbildungsreformen längst nach Deutschland und auf das duale Ausbildungssystem. Die EU-Kommission empfehle diese Form der Ausbildung ausdrücklich.

Schwannecke verwies zudem auf die zahlreichen Aktivitäten, mit denen das Handwerk junge Menschen gezielt über Handwerksberufe und Karrierechancen informiert. Zudem habe man erreicht, den Meisterabschluss auf einer Stufe mit dem Bachelor zu verorten. Derzeit arbeite das Handwerk daran, ein Berufsabitur einzuführen, um leistungsstarke Jugendliche nach dem mittleren Schulabschluss abzuholen und ihnen das Gefühl zu vermitteln, dass ihnen ein Abitur neben der dualen Ausbildung alle Bildungsentscheidungen offen hält. Auch für Migranten und Jugendliche aus europäischen Ländern öffne sich das deutsche Handwerk.

Schwannecke betonte, dass ein Anruf bei der saarländischen Handwerkskammer seitens der Redaktion doch hätte möglich sein müssen. „Der Hauptgeschäftsführer sitzt im Rundfunkrat. Er hätte gewiss über die aktuelle Ausbildungssituation informiert.“

© sw/orthopädieschuhtechnik