25. Oktober 2016

ZVOS fordert mehr Mitsprache

Mehr Mitsprache bei der Gestaltung des Hilfsmittelverzeichnisses, das Vertragswesen, die Öffentlichkeitsarbeit und die Bildung standen im Mittelpunkt der Delegiertenversammlung des Zentralverbandes Orthopädieschuh­technik am 7. Oktober in Stuttgart.

An der Gesetzgebung oder der Arbeit des GKV-Spitzenverbandes mitzuwirken ist schwer. Davon konnte Uwe Branscheidt, Leiter des Ressorts soziale Sicherung, am aktuellen Beispiel der Fortschreibung der Produktgruppe 08, Einlagen, berichten.

Der GKV Spitzenverband hatte Ende 2015 Entwürfe zu den Definitionen, Qualitätsanforderungen und Produktarten von Einlagen vorgelegt und zuletzt im August des Jahres seine Überlegungen zum Festbetragsgruppensystem vorgestellt. Der ZVOS hatte unter anderem in vielen Schreiben und Gesprächen zahlreiche inhaltliche Punkte kritisiert, so zum Beispiel, dass viele Einlagen künftig – unabhängig von der Indikation - zwingend langsohlig und nicht mehr dreiviertelallang ausgeführt werden sollten. Auch hinsichtlich der Tragedauer gibt es erhebliche Kritikpunkte. Inwieweit die fachlichen Argumente in das Hilfsmittelverzeichnis Einzug halten, wird sich zeigen, so Branscheidt. Es würden momentan viele weitere Gespräche geführt. Mit einer Bekanntmachung rechne man Anfang 2017. Erst wenn die inhaltliche Ausgestaltung der Produktgruppe 08 abgeschlossen ist, werden die neuen Festbeträge ermittelt.

Der ZVOS, so Branscheidt, werde alle politischen Kontakte nutzen, um auf die schwierige Zusammenarbeit mit dem GKV Spitzenverband aufmerksam zu machen und Änderungen herbei zu führen. Das sei nicht nur bei er PG 08, sondern vor allem in Hinblick auf die Neuordnung der PG 31, Schuhe, wichtig. „ Wir brauchen nicht nur ein Stellungnahme- und Anhörungsrecht. Wir brauchen ein Mitgestaltungsrecht und ein echtes Stimmrecht“, forderte Branscheidt.

Vetragswesen
Über den aktuellen Stand im Vertragswesen berichtet Vizepräsident Jens Schule. Die letzte Preisstufenerhöhung in der Produktgruppe 31 im Vertrag mit der BEK/TK hat es am 1. Juli 2016 gegeben. Diese gilt bis zum 30. Juni 2017. Die Gespräche über eine Weiterführung des Vertrages darüber hinaus, verlaufen in positiver Atmosphäre, berichtete Schulte. Ein weiterer Schwerpunkt ist der Schuhvertrag mit DGUV. Hier laufen ebenfalls Preisverhandlungen. Inhaltlich soll zudem eine deutlichere Abgrenzung der Bedarfsstufen  thematisiert werden.

Die OT 1 und 2-Verträge wurden seitens des ZVOS gegenüber der Techniker Krankenkasse (TK) zum 30. November 2016 gekündigt. Dies betrifft die Produktgruppen 08, 17 bzw. 05/23/24.1. Eine Ausnahme bilden die Einlagen, denn dieser Bereich wird solange weitergeführt, bis die Fortschreibung der PG 08 abgeschlossen ist. Schulte wies zudem darauf hin, dass die TK seit Oktober des Jahres die Genehmigungsfreigrenze bei Einlagen auf 150 Euro herabgesetzt hat.

Am 1. Januar 2017 startet die letzte Preisstufe im Vertrag mit der GWQ in der Produktgruppe 31, während der Vertrag über die PG 05, 23 und 24 Vertrag bereits zum Ende dieses Jahres gekündigt wurde.
Mit der BKK Mobil Oil laufen ebenfalls Gespräche über Preisanpassungen in der PG 31, während der Vertrag über Orthesen und Bandagen unterschrieben wurde. Hier steht allerdings noch eine Klärung über die Zuordnung der DAF und der sensomotorischen Einlagenversorgung aus.

Mehr Präsenz bei der Politik und in der Öffentlichkeit
Die Öffentlichkeitsarbeit des ZVOS wurde in den vergangenen Jahren kontinuierlich ausgebaut. Ziel ist zum einen, die Leistungen der Orthopädieschuhtechnik bekannter zu machen. Über die aktive Pressearbeit konnte zum Beispiel erreicht werden, dass die Tageszeitung „Die Welt“ in einer Beilage zum Thema Diabetes auch das Thema Diabetisches Fußsyndrom berücksichtigt wurde. So konnten knapp 700 000 Leser für dieses Problem sensibilisiert werden.

In Kooperation mit dem Deutschen Skiverband wird ein von OSM Axel Merz erstellter Beitrag über die Leistungen der Orthopädieschuhtechnik beim Skifahren, Snowboarden, Langlaufen und Skaten verbreitet. Zudem arbeitet der ZVOS maßgeblich in der Planungsgruppe Sportmarketing des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks mit. Der ZVOS wird auch bei der Internationalen Handwerksmesse 2017 bei der Aktion „Land des Handwerks“ dabei sein. Der Betrieb von Achim Oberle wurde von der Agentur des ZDH in einem Wettbewerb als außergewöhnliches Vorzeigeunternehmen dafür ausgewählt und wird den ZVOS auf der Messe repräsentieren.

Wichtige Zielstellung der Öffentlichkeitsarbeit ist auch, die politischen Forderungen der Orthopädieschuhtechnik an den wichtigen Stellen bei Politik und Kassen zu Gehör zu bringen. So werden Stellungnahmen zu allen wichtigen Gesetzgebungsverfahren, zur Weiterentwicklung des Hilfsmittelverzeichnisses oder zu Vorhaben der Krankenkassen erarbeitet und an Ministerien, Politiker und Aufsichtsbehörden verschickt. Von Vorstand und Geschäftsstelle des ZVOS wurden zudem viele Gespräche mit Politik und Selbstverwaltung geführt.

Mehr Durchlässigkeit bei der Ausbildung
Achim Oberle, Leiter des Ressorts Bildung, berichtete über die Umsetzung des neuen Berufsbildes und die Änderungen bei der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU). Zur besseren und leichteren Umsetzung der Neuerung fand auf Initiative von Oberle inzwischen ein Erfahrungsaustausch über die Ausbildungsordnung, die Umsetzungshilfen, die Gesellenprüfung und die ÜLU statt. Dazu waren die Vorsitzenden der Gesellenprüfungsausschüsse, die Lehrlingswarte, Vertreter der Berufsschulen und Meisterschulen und die Arbeitsgruppe Neuordnung Berufsbild eingeladen.
Das Berufslaufbahnkonzept, so Oberle, soll durchlässiger werden. Nach den Vorstellungen des ZVOS, soll es eine engere Verzahnung zwischen Handwerk und Hochschule geben. Meister sollen mit Zusatzmodulen den Bachelor, und Bachelor sollen mit praktischen Zusatzausbildungen auch die Meisterprüfung erwerben können.

Ehrung für herausragende Leistungen
Für die Weiterentwicklung des Handwerks spielt der Nachwuchs eine entscheidende Rolle. Deshalb war es eine Freude für ZVOS-Präsident Werner Dierolf, die zwei Jahrgangsbesten Meisterschüler aus den Meisterschulen in Siebenlehn und Langen zu ehren und Ihnen für ihre Leistungen jeweils einen Scheck über 1.000,- Euro zu überreichen.



Tamara Spengler, B-O-S-S Langen, hat nach ihrer Ausbildung zur Orthopädieschuhmacherin schon mehrere Zusatzqualifikationen als Postural- und Sensomotoriktherapeutin erworben und ein Jahr in Australien gearbeitet, bevor sie in diesem Jahr die Meisterschule in Angriff nahm. Nach der Meisterprüfung wird es für sie zunächst noch einmal zurück nach Australien gehen, um alte Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen zu sehen und die Zukunft zu planen. Tamara Spengler kann sich verschiedene Optionen vorstellen. Sicher ist schon, dass sie ihren Meisterbrief dazu nutzen möchte, am Menschen zu arbeiten und die Bandbreite dieses Handwerks dabei ausschöpfen möchte.

Frank Fischer hatte 2002 seine Ausbildung zum Orthopädieschuhmacher begonnen und nach Tätigkeiten in verschiedenen Betrieben seit 2002 bei OTB in Berlin gearbeitet. Auch bei ihm steht die Arbeit mit den Patienten im Mittelpunkt. Er betreut viele Diabetologen und Fußambulanzen der Krankenhäuser. Dieses  möchte er weiter ausbauen. Für die Zukunft möchte er noch engeres, strukturiertes Netzwerk mit aufbauen,  um mit mehr Ärzten, Podologen und Orthopädietechnikern zusammenzuarbeiten. Außerdem interessiert sich Fischer sehr für die digitale Weiterentwicklung und Nutzung von Technik, die ihn bei seiner täglichen Arbeit mit DFS Patienten unterstützen.

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