06. November 2018

Mit den Füßen steuern – Computerspiel unterstützt Thrombose-Vorbeugung

Foto: AG wearHEALTH

Um Thrombose vorzubeugen, helfen Übungen für Beine und Füße. Oft fehlt den Betroffenen aber die Motivation. Abhilfe soll das Computerspiel „jumpBALL“ schaffen, das Kaiserslauterer Forscher mit Medizinern entwickelt haben. Das Besondere: Es wird über die Füße gesteuert. Das für Smartphone und Tablet entwickelte Spiel könne auch nach Schlaganfall oder Hüft- und Knieoperationen helfen.

Zur Vorbeugung von Thrombose helfen unter anderem gezielte Bewegungsübungen wie die Fußwippe, auch Muskelvenenpumpe genannt. „Dabei wird die Fußspitze zunächst weit nach vorne gestreckt und danach soweit wie möglich an den Körper herangezogen“, erläutert Daniel Steffen, Informatiker in der Nachwuchsgruppe wearHEALTH an der Technischen Universität Kaiserslautern (TUK). Diese Bewegung soll mit beiden Füßen möglichst oft und regelmäßig wiederholt werden. „Das ist sehr monoton und ermüdend, die Patienten sind meist wenig motiviert“, fährt Steffen fort. „Aus Studien wissen wir, dass rund 65 Prozent der Patienten solche Übungen nicht oder nur teilweise durchführen.“

Hier setzt das Computerspiel „jumpBALL“ an, das Steffen mit seinen Kolleginnen, der Psychologin Dr. Corinna Faust-Christmann und der Informatikerin Dr. Gabriele Bleser, sowie dem Mediziner Dr. Markus Muhm vom Westpfalz-Klinikum in Kaiserslautern entwickelt hat. Bei dem Spiel springt ein Wasserball über Baumstämme, auf denen sich verschiedene Gegenstände wie Münzen, Diamanten, Sterne oder Monster befinden. Springt der Ball auf einen der ersten drei Gegenstände, erhält der Spieler Bonuspunkte. Landet der Ball auf einem Monster, werden ihm Punkte abgezogen. Das Besondere: Der Spieler muss es mit den Füßen steuern. „Dabei führt er gleichzeitig die Muskelvenenpumpe durch“, sagt Steffen. In diesem Zusammenhang sprechen Experten von sogenannten Exergames. „Dabei werden Videospiele mit körperlichen Übungen verbunden“, fährt der Wissenschaftler fort.

Wenig Ausstattung nötig
Für das Spiel werden neben Smartphone oder Tablet zwei kleine drahtlose Sensoren eingesetzt, die mit Klettbändern auf den Füßen befestigt werden und die Bewegungen erfassen. „Mit dem linken Fuß etwa springt ein Wasserball einen Baumstamm weiter, mit dem rechten Fuß springt der Ball bis zum übernächsten Stamm“, so Steffen weiter.

Zielgruppe
Das Spiel jumpBALL richtet sich vor allem an ältere Menschen beziehungsweise Patienten zur Thromboseprophylaxe. Darüber hinaus kann es während der Rehabilitation zum Einsatz kommen, beispielsweise bei Patienten nach einem Schlaganfall oder nach einer Operation an Hüfte oder Knien. Dazu müssten die Sensoren nur auf Unter- oder Oberschenkel angebracht werden. Die Technik ist aber auch interessant, um Menschen, die auf der Intensivstation liegen, zu leichten Bewegungen zu animieren. Zudem eignet sie sich für Menschen, die daran leiden, dass sich ihre Arterien verschließen, wie es zum Beispiel beim sogenannten Schaufenstersyndrom der Fall ist. Auch hier könnte das Computerspiel zur Bewegungsmotivation eingesetzt werden.


Kontakt

Auf der Medizintechnik-Messe Medica in Düsseldorf vom 12. bis 15. November stellen die Forscher das Spiel am Forschungsstand (Halle 7a, Stand B06) Rheinland-Pfalz vor.

Klaus Dosch
E-Mail: dosch(at)rti.uni-kl.de,
Tel. (auch während der Messe): 0631 205-3001

Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Daniel Steffen
AG wearHEALTH
E-Mail: steffen[at]cs.uni-kl.de