31. Januar 2019

Neues Implantat für Beinverlängerungen

Foto: LMU

Die Sektion für 3D-Chirurgie des LMU-Klinikums der Universität München konnte am 29. Januar 2019 ein neuartiges Implantat für Beinverlängerungen zur Anwendung bringen. Es handelt sich um das erste in Europa zugelassene Implantat, das bei geeigneten Patienten schon während der Beinverlängerung volle Gewichtsbelastung erlaubt. Dies ermögliche einen schnelleren Heilverlauf und eine entscheidende Verbesserung des Behandlungskomforts. Insbesondere bei beidseitigen Beinverlängerungen lasse sich somit eine Halbierung der Behandlungsdauer erzielen.

Bislang gliederte sich die Knochenneubildung einer Beinverlängerung in drei Phasen: Distraktionsphase, Konsolidierungsphase und Remodelling. Eine mangelnde Stabilität bisheriger vollimplantierbarer Verlängerungsmarknägeln ließ während der Distraktionsphase und eines Teils der Konsolidierungsphase keine Vollbelastung zu. In Abhängigkeit der Distraktionsstrecke und des Heilverlaufes waren die Pateinten deshalb viele Monate, gelegentlich bis zu einem Jahr und mehr, auf zwei Gehstützen oder gar einen Rollstuhl angewiesen. Durch die neuen, vollbelastbaren Implantate ist es erstmals möglich, auf Gehstützen oder Rollstuhl nahezu komplett zu verzichten, berichtet das LMU-Klinikum. Zudem wird der Heilungsverlauf durch die wesentlich verbesserte Mobilität in fast allen komplexen Belangen beschleunigt, die eine Beinverlängerung begleiten.

Die Chirurgische Klinik Innenstadt des LMU-Klinikums hat eine lange Tradition in den drei „D“s: der Rekonstruktion von knöchernen Defekten, Deformitäten und in der Behandlung von Beinlängendifferenzen. Der Direktor der Klinik in den 1930er Jahren, Erich Lexer, wurde unter anderem durch den sogenannten „Lexerprügel“ berühmt. Es handelt sich um eine auch heute noch gelegentlich angewandte Technik zur Rekonstruktion von langstreckigen Knochendefekten durch Transplantation von Leichenknochen. In den späten 1970er Jahren präsentierte die Orthopädische Klinik des LMU-Klinikums erstmals eine vollimplantierbare, elektromotorisch angetriebene Platte zur erfolgreichen Verlängerung eines Oberschenkels bei Beinlängendifferenz. Und zu Beginn der 1990er Jahre kam aus der Chirurgischen Klinik Innenstadt der erste elektromotorisch angetriebene Marknagel zur Beinverlängerung und zur Rekonstruktion von Knochendefekten.

Ein youtube-Video zur Beinverlängerung mit dem neuen Implantat finden Sie hier.