15. August 2019

Allensbach-Patientenbefragung: Weniger Schmerz, mehr Lebensqualität und Mobilität durch Hilfsmittel

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Nutzer von medizinischen Kompressionsstrümpfen, orthopädischen Schuheinlagen sowie Bandagen und Orthesen brauchen nach eigenen Angaben weniger Medikamente, können operative Eingriffe oft vermeiden, empfinden sich als mobiler und gewinnen dadurch an Lebensqualität. Gleichzeitig ist der Therapieerfolg, so die Einschätzung der Befragten, eng mit der guten Aufklärung und der Verschreibungshäufigkeit durch Ärzte sowie mit der umfassenden Beratung durch Fachgeschäfte verknüpft. Das zeigt eine repräsentative Umfrage, die das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Herstellerverbands Eurocom durchgeführt hat.

Für die Umfrage wurden im Zeitraum von Dezember 2018 bis Februar 2019 rund 1.300 Frauen und Männer dazu befragt, wie sie die Hilfsmittel nutzen und was diese aus ihrer Sicht bewirken.

Der Bedarf an medizinischen Hilfsmitteln hat sich seit der Erstbefragung vor fünf Jahren erhöht: Aktuell tragen 13 Prozent der deutschen Bevölkerung ab 16 Jahren vom Arzt verordnete Bandagen beziehungsweise Orthesen. Das sind rund 7,8 Millionen Patienten – und damit 1,5 Millionen mehr als 2014. Rund 5 Millionen Menschen, das sind 8 Prozent der Gesamtbevölkerung, nutzen ärztlich verordnete medizinische Kompressionsstrümpfe. Deren Einsatz stieg in den vergangenen fünf Jahren um einen Prozentpunkt an. Mit rund 12 Millionen – das entspricht 19 Prozent der Gesamtbevölkerung – ist die Gruppe der Träger orthopädischer Schuheinlagen am höchsten (2014: 18 Prozent). 

72 Prozent der Träger von orthopädischen Schuheinlagen und 58 Prozent der Nutzer von Orthesen oder Bandagen berichten, dass ihre Hilfsmittel Schmerzen lindern. Auch 43 Prozent der Anwender medizinischer Kompressionsstrümpfe haben nach eigener Angabe dank ihres medizinischen Hilfsmittels weniger Schmerzen. 62 Prozent der befragten Träger von Bandagen und Orthesen haben vor der Verordnung des Hilfsmittels Schmerzmittel genommen. Mehr als die Hälfte davon (54 Prozent) konnten aufgrund der funktionellen Therapie mit Bandagen oder Orthesen ihren Schmerzmittelkonsum reduzieren, 22 Prozent verzichten ganz auf Schmerzmittel. Zudem gaben 21 Prozent der Befragten an, dass sie aufgrund der Bandage oder Orthese auf eine Operation verzichten konnten. Weitere 12 Prozent berichteten, dass sich eine Operation verschieben beziehungsweise hinauszögern ließ. 

Hohe Akzeptanz und Therapietreue
Neun von zehn der befragten Bandagen- und Orthesenträger sind mit ihrem medizinischen Hilfsmittel zufrieden oder sogar sehr zufrieden. Diesem hohen Wert nähern sich auch die Träger medizinischer Kompressionsstrümpfe: Die Rate zufriedener Nutzer stieg innerhalb von fünf Jahren von 85 Prozent (2014) auf 89 Prozent. Überdurchschnittlich zufrieden sind diejenigen, die ihre Strümpfe täglich (91 Prozent) oder 13 und mehr Stunden am Tag (94 Prozent) tragen. Ähnlich positiv urteilen Nutzer orthopädischer Schuheinlagen. Hier äußern sich 92 Prozent (sehr) zufrieden (2014: 93 Prozent).

85 Prozent der Träger medizinischer Kompressionsstrümpfe gaben an, dass diese ihnen viel oder sehr viel helfen. 84 Prozent aller Einlagennutzer und 81 Prozent aller Träger von Bandagen beziehungsweise Orthesen bewerten ihr Hilfsmittel insgesamt als hilfreich oder sehr hilfreich.

Auf den Einsatz von orthopädischen Schuheinlagen vertrauen die Patienten über einen Zeitraum von durchschnittlich 9,1 Jahren. Bei medizinischen Kompressionsstrümpfen sind es im Schnitt 7,2 Jahre. Dabei tragen 60 Prozent der Befragten täglich Kompressionsstrümpfe, weitere 19 Prozent an fünf oder sechs Tagen die Woche. Tägliche Träger sind vor allem diejenigen, die drei und mehr Strumpfpaare besitzen. Bandagen und Orthesen, die häufig bei akuten Beschwerden verordnet werden, nutzen Patienten im Durchschnitt 2,4 Jahre.

Ärztliche Aufklärung fördert Therapieerfolg
Die Umfrageergebnisse verdeutlichen, wie wichtig das ärztliche Aufklärungsgespräch für den Therapieerfolg ist: So sagen 88 Prozent der Patienten, denen der Arzt die Anwendung und den Nutzen der medizinischen Kompressionsstrümpfe erläutert hat, dass ihnen diese Hilfsmittel viel oder sehr viel helfen. Bei den Patienten, die von ihrem Arzt nicht informiert wurden, sagen das nur 72 Prozent. Ähnliche Werte ergeben sich auch aus der Befragung von Einlagenträgern (87 Prozent vs. 79 Prozent). Mit Bandagen und Orthesen versorgte Patienten verdeutlichen den Effekt einer ärztlichen Aufklärung noch stärker: So sagen 86 Prozent der ärztlich aufgeklärten Nutzer, dass ihre medizinischen Hilfsmittel ihnen viel oder sehr viel helfen; unter den nicht informierten sind es hingehen nur 59 Prozent.

Grundsätzlich klären die meisten Ärzte ihre Patienten über die Wirkungsweise der medizinischen Hilfsmittel auf. Das bestätigen 82 Prozent der Träger medizinischer Kompressionsstrümpfe, 73 Prozent der Einlagennutzer und 79 Prozent der Befragten, die eine Bandage oder Orthese verschrieben bekommen haben.
Die Zahl der ärztlichen Folgeuntersuchungen hat sich je nach Hilfsmittel im Vergleich zu 2014 unterschiedlich entwickelt: Der Anteil der Träger von Kompressionsstrümpfen, die von einem zweiten Untersuchungstermin berichten, stieg von 51 Prozent (2014) auf 61 Prozent an, bei den Nutzern orthopädischer Schuheinlagen (2014: 41 Prozent; 2019: 40 Prozent) und bei den Trägern von Orthesen/Bandagen (2014: 59 Prozent; 2019: 56 Prozent) fanden weniger Zweittermine statt.

Kunde sehen sich im Fachgeschäft sehr gut bedient
Erste Adresse für den Erwerb medizinischer Hilfsmittel ist das Sanitätshaus beziehungsweise ein orthopädietechnisches oder orthopädieschuhtechnisches Fachgeschäft. Das bestätigen in der aktuellen Umfrage 82 Prozent der Träger medizinischer Kompressionsstrümpfe, 94 Prozent der Einlagennutzer und 77 Prozent der Bandagen- und Orthesenträger.

Dass ihnen das Anziehen, Tragen oder Reinigen ihrer medizinischen Kompressionsstrümpfe im Fachgeschäft erläutert wurde, sagen 85 Prozent der Befragten – und damit 5 Prozent mehr als noch 2014. Der sachgerechte Umgang mit der Bandage oder Orthese wurde 81 Prozent der Nutzer erläutert. Verglichen dazu wurden die Träger orthopädischer Schuheinlagen seltener beraten. Hier bestätigen nur 55 Prozent eine Unterweisung.

93 Prozent der Träger von medizinischen Kompressionsstrümpfen, 95 Prozent der Einlagennutzer und 78 Prozent der Anwender einer Bandage oder Orthese gaben an, dass sie vermessen wurden. Kompressionsstrümpfe haben bei 81 Prozent aller befragten Patienten sofort gepasst, Bandage und Orthese bei 84 Prozent, orthopädische Einlagen bei 76 Prozent. Selten auftretende Passformdifferenzen ließen sich durch Nachbesserungen lösen. 

Gewinn an Lebensqualität
Die Befragten berichten, dass sie durch ihr Hilfsmittel den Alltag besser bewältigen können und Lebensqualität zurückgewonnen haben. Das sagen 79 Prozent der Nutzer von Bandagen und Orthesen. Auch 74 Prozent der Träger von medizinischen Kompressionsstrümpfen stimmen der Aussage zu – vor allem diejenigen, die ihre Strümpfe täglich tragen (80 Prozent). Von den Patienten, die ihre Strümpfe täglich 13 und mehr Stunden nutzen, ziehen 85 Prozent eine positive Bilanz bezüglich der Lebensqualität. Auch 74 Prozent der Einlagenträger bestätigen einen entsprechenden Zugewinn. Mehr als die Hälfte derjenigen, die nach der Verletzung oder Erkrankung nicht arbeitsfähig waren, konnte aufgrund der verordneten Bandage beziehungsweise Orthese nach eigenen Angaben früher als vorgesehen an den Arbeitsplatz zurückkehren.

Alle Ergebnisse der Umfrage sind in der Broschüre „Nutzen und Wirksamkeit medizinischer Hilfsmittel: Steigende Lebensqualität durch weniger Schmerz und mehr Mobilität“ veröffentlicht. Sie ist als Download unter www.eurocom-info.de/service/publikationen verfügbar oder kann als Printfassung bei eurocom e. V. angefordert werden.

www.eurocom-info.de