21. Dezember 2022

Auswirkungen der Krisensituation auf das Handwerk: ZDH veröffentlicht Umfrageergebnisse

Foto: Wolfilser/Adobe Stock

Der Zentralverband des Deutschen Handwerks hat die Ergebnisse einer Umfrage unter Handwerksbetrieben bekannt gegeben, die er vom 22. bis 28.11.2022 zu den Auswirkungen der andauernden geopolitischen Krisensituation durchgeführt hat. Schwerpunkte der Online-Umfrage, an der 3.147 Betriebe teilnahmen, waren dabei Umsatzrückgänge, Materialengpässe und gestiegene Energiekosten. 

Das Handwerk ist nach wie vor von hohen Belastungen betroffen. 59 Prozent der befragten Betriebe berichtet von Umsatzausfällen, die direkt oder indirekt auf den Ukraine-Krieg zurückzuführen sind. Im Mittel sind etwa 18 Prozent des erwarteten Umsatzes im bisherigen Kalenderjahr verloren gegangen. Gründe für die Umsatzrückgänge sind eine zunehmende Kaufzurückhaltung der Konsumenten, Auftragsstornierungen sowie Einschränkungen bei Produktion/Auftragserbringung infolge gestiegener Beschaffungs- und Energiepreise.

Zukunftserwartungen eher pessimistisch

Die Umsatzerwartungen sind im Handwerk überwiegend negativ. Für das 1. Quartal 2023 gehen 62 Prozent der Betriebe von rückläufigen und nur noch 5 Prozent von zunehmenden Umsätzen aus. Die schlechten wirtschaftlichen Aussichten schlagen sich auch in den Beschäftigungsplänen der Betriebe nieder. Nur 5 Prozent rechnen bis zum Ende des 1. Quartals 2023 mit wachsenden Mitarbeiterzahlen, während 23 Prozent hier von einem Rückgang ausgehen.

Die Betroffenheit im Handwerk von gestörten Lieferketten und gestiegenen Beschaffungspreisen bleibt auf hohem Niveau – zuletzt berichteten noch 80 Prozent der Betriebe von einer Betroffenheit. In der Folge sind bestehende Aufträge für die Betriebe unwirtschaftlich, und es kommt zu Verzögerungen bei der Erfüllung von Aufträgen oder gar Auftragsstornierungen. Lieferengpässe sehen die Betriebe weiterhin insbesondere bei Elektronik-Komponenten und Metallen, eine besonders hohe Preisdynamik erneut bei Metallen und Elektronik-Komponenten sowie bei Kunststoffen und Energieträgern.

Anstieg der Energiekosten

83 Prozent der Handwerksbetriebe berichten von einem Anstieg ihrer Energiekosten seit dem Jahresbeginn 2022 (im Mittel um 64 Prozent). Mindestens eine Verdopplung ihrer Energiekosten geben immerhin 7 Prozent dieser Betriebe an – maximal verneunfachten sich die Energiekosten.

Nur 3 Prozent der Betriebe können ihre gestiegenen Kosten unmittelbar und umfassend an ihre Abnehmer weitergeben, 70 Prozent immerhin anteilig. Allerdings können auch 26 Prozent die höheren Energiekosten aktuell gar nicht an Kunden weitergeben. Fehlende Zahlungsbereitschaft von Kunden (61 Prozent), Bindung an bereits vereinbarte Preise bei bestehenden Verträgen (57 Prozent) und eine hohe Wettbewerbsintensität im eigenen Marktsegment (48 Prozent) verhindern nach Angaben der Betriebe eine Weitergabe der gestiegenen Kosten.

Spürbar mehr Handwerksbetriebe (plus 6 Prozentpunkte auf 77 Prozent) berichten von Preiserhöhungen im Rahmen bestehender Lieferverträge für Strom oder Erdgas, die im Mittel bei 79 (Strom) bzw. 107 (Erdgas) Prozent lagen. Die Zahl der von Vertragskündigungen durch Energieversorger betroffenen Betriebe hat sich in den letzten 3 Monaten sogar mehr als verdoppelt (plus 7 Prozentpunkte auf 13 Prozent).

In den von Preiserhöhungen und/oder der Kündigung von Versorgerverträgen für Strom oder Erdgas betroffenen Betrieben hat sich die Energieintensität (der Anteil der Energiekosten am Betriebsumsatz) innerhalb des letzten Jahres stark erhöht. Diese stieg von durchschnittlich 7,8 (3. Quartal 2021) auf 12,4 Prozent an (3. Quartal 2022).

Ein Drittel der Handwerksbetriebe nutzt (zusätzlich) andere Energieträger als Strom und Erdgas zur Energieerzeugung (17 Prozent Erdöl, 7 Prozent Holzpellets, 21 Prozent weitere Alternativen). Die Nutzung dieser führt allerdings nicht zu einer Entlastung bei den Energiekosten. Die Betriebe melden seit dem Jahresende 2021 einen Kostenanstieg von durchschnittlich 88 Prozent bei Erdöl und sogar von 149 Prozent für Holzpellets.

Ein Fünftel der Handwerksbetriebe berichtet von Liquiditätsengpässen infolge gestiegener Energiekosten, zudem 15 Prozent infolge der anhaltenden Lieferengpässe. Nur 14 Prozent der Handwerksbetriebe erwartet, durch die Gas- und Strompreisbremse ausreichend große finanzielle Spielräume zur Finanzierung wichtiger Zukunftsinvestitionen zu erhalten.

Zur ausführlichen Auswertung der Umfrage durch den ZDH samt Grafiken gelangen Sie hier (PDF)

Quelle: ZDH