Folgen Sie uns
26. April 2023
Redaktion
Amputationen beim Diabetischen Fuß

Recht auf Zweitmeinung nutzen 

Seit zwei Jahren können sich Menschen mit einem diabetischen Fußsyndrom (DFS) vor einer drohenden Amputation eine unabhängige ärztliche Zweitmeinung einholen. Doch leider wird dieser Rechtsanspruch noch zu selten von Patienten genutzt, bedauert der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e. V. (VDBD) und ruft dazu auf, dieses Angebot unbedingt wahrzunehmen. Über die Internetseite www.amputation-nein-danke.de, den die AG Fuß DDG ins Leben gerufen hat, finden Betroffene und Angehörige Ärzte, die individuell und qualifiziert beraten.
Arzt
Foto: HNFOTO/Adobe Stock

„80 Prozent der Amputationen bei Menschen mit Diabetes sind vermeidbar“, weiß VDBD-Vorstandsmitglied und Diabetesberaterin Yvonne Häusler aus Berlin. Gute Präventionsmaßnahmen und eine multiprofessionelle Zusammenarbeit der betroffenen Fachdisziplinen könnten den Verlust von Zehen oder Extremitäten verhindern. „Spätestens wenn eine Amputation im Raum steht, sollten sich die davon jährlich rund 40 000 Betroffenen unbedingt eine unabhängige ärztliche Zweitmeinung darüber einholen, ob ein solcher Eingriff tatsächlich notwendig ist“, rät Häusler. Sie verweist hierzu an ausgewiesene, auf das DFS spezialisierte Einrichtungen, die inzwischen auch zum Teil telemedizinische Beratung anbieten.

 

Zu wenig Betroffene machen von ihrem Beratungsrecht Gebrauch

Seit Mai 2021 haben gesetzlich Versicherte vor einer Amputation einen rechtlichen Anspruch auf eine unabhängige ärztliche Zweitmeinung. „Knapp zwei Jahre später nutzen leider immer noch zu wenige Patientinnen und Patienten dieses Angebot“, bedauert Häusler. „Viele Betroffene und ihre Angehörigen kennen dieses Verfahren noch nicht.“ Sie können sich über die Kampagnen-Homepage „Amputation – NEIN Danke“ (https://amputation-nein-danke.de/) über das Zweitmeinungsverfahren informieren und beraten lassen. Amputationen, egal welcher Art, führen immer zum Mobilitätsverlust und damit zur Einschränkung der Selbstständigkeit und der Lebensqualität. „Umso wichtiger ist es, dass sich die Patientinnen und Patienten umfassend von Expertinnen und Experten für das DFS beraten lassen und sich Informationen zu ihren Therapieoptionen einholen“, rät Häusler.

Bei Fußveränderung sofort Experten aufsuchen

Als Diabetesberaterin an einer Klinik für Innere Medizin, Diabetologie und Angiologie berät Häusler Menschen mit Diabetes und weiß: „Jede Minute in der Erkennung und Behandlung eines diabetischen Fußes zählt.“ Dabei ist es laut der Expertin wichtig, wo die Betroffenen versorgt und beraten werden. Untersuchungen haben gezeigt, dass an spezialisierten Zentren der Anteil an Majoramputationen lediglich bei 3,1 Prozent liegt, während bei nicht-spezialisierten Einrichtungen bis zu 20 Prozent großflächig amputiert wird. „Das DFS ist ein hochkomplexes Erkrankungsbild, das eine multiprofessionelle Therapie benötigt. Es ist also allen Menschen mit Diabetes anzuraten, sich idealerweise schon bei kleinsten Fußveränderungen gleich an diabetologische Schwerpunktpraxen oder eine diabetologische Fußambulanz einer Klink zu wenden“, empfiehlt Häusler.

Weitere Informationen

Foto: Andrey Popov/Adobe Stock
Schuhsohle
Zurück
Speichern
Nach oben