Der Plattfuß – Ursachen, Untersuchung und Behandlung
- Erstellt: 05. Februar 2019

Von Ludwig Schwering
Zusammenfassung
Der Plattfuß (Pes planus) beschreibt eine dreidimensionale Deformität mit Abflachung des Fußlängsgewölbes, Abspreizung des Vorfußes und Knickfuß. Zusätzlich besteht eine Innendrehungsfehlstellung des Vor- gegen den Rückfuß und eine Spitzfußkomponente des Rückfußes mit regelmäßig vorhandener Verkürzung der Wadenmuskulatur. Neben konstitutionellen Formen bestehen sekundäre Formen, bei denen strukturelle, stoffwechselbedingte und neurologische Ursachen den Pes planus hervorrufen. Je nach Alter, Ausprägung und Beschwerdebild wird von der Einlagenversorgung mit Abrollsohle bis zur komplexen operativen Rekonstruktion stadiengerecht vorgegangen. Die sorgfältige Untersuchung und subtile Stufentherapie führt zu zufriedenstellenden Ergebnissen.
Am 22. November 1991 veröffentlichte E. Rosenthal in der New York Times: „Der Plattfuß ist funktional perfekt und kann beim Sport ein Vorteil sein.“ Auch über den Vorteil des hypermobilen Plattfußes von israelischen Rekruten in Marschstiefeln (Knobelbecher) wurde berichtet. Trotzdem sehen wir in der fußorthopädischen Ambulanz täglich Patienten mit symptomatischen Plattfüßen, so dass eine differenziertere Betrachtung dieser Fehlstellung des Fußes angebracht erscheint.
Wird der Pes planus, der genau wie der Klumpfuß eine dreidimensionale Fehlstellung darstellt, alleine auf die Abflachung des Längsgewölbes reduziert, kann er bei intakter Gelenkstellung und Gelenkfunktion entwicklungsbedingt, familiär und in Bezug auf einige menschliche Rassen ebenfalls keine behandlungsbedürftige Pathologie darstellen.
In der Vergangenheit haben sich verschiedene Orthopäden mit dem Plattfuß beschäftigt. Einer der ersten war Pieter Camper, der 1774 die Bedeutung der Schuhe auf die Fußentwicklung beschrieb. Nicoladoni stellte 1890 den Hammerzehenplattfuß vor. Auch Adolf Lorenz bearbeitete in seiner Habilitationsschrift 1883 die Lehre vom erworbenen Plattfuß. Diese Liste ließe sich noch endlos weiter fortsetzen.
Die Monographie von Wilhelm Thomsens „Kampf der Fußschwäche“, welche 1939 in der 1. Auflage erschien und wahrscheinlich auf Grund der Nähe zum Nationalsozialismus und wegen der turbulenten Zeit nur wenig Beachtung fand, sollte jedoch noch Erwähnung finden, da in diesem Buch wesentliche Anmerkungen zur Pathobiomechanik des Plattfußes enthalten sind.
Schlussendlich war es R. I. Harris, der 1948 zusammen mit seinem Kollegen
T. Beath die klassische Studie zu Fußerkrankungen bei kanadischen Rekruten durchführte und herausfand, dass der Plattfuß nur symptomatisch ist, wenn eine Wadenverkürzung oder eine tarsale Coalitio (Verschmelzung von Rückfuß und Fußwurzelknochen) vorliegen. Harris empfahl eine spezielle Röntgenaufnahme zum Nachweis einer talokalkanearen
Coalitio im Bereich des Sustentaculum tali (Balkon des Fersenbeins zur Unterstützung des Taluskopfes).
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